Elya (1) – Der weiße Drache – Dana Müller-Braun

Autorin: Dana Müller-Braun
Verlag: Carlsen Impress
Seiten: 427 Seiten, eBook
ISBN: 978-3-646-60478-8

Klappentext

Die 18-jährige Elya ist nicht der Typ Mädchen, der in einer neuen Umgebung gleich mit den Coolsten herumhängt und eine Freundschaft nach der anderen schließt. Deswegen fällt ihr der Umzug nach June Lake auch alles andere als leicht, so vertraut ihr das Seehaus ihrer Großmutter auch erscheint. Doch für ihr gewohntes Sich-Abschotten bleibt keine Zeit. Elya wird gleich vom ersten Tag an von der Ortsclique unter die Fittiche genommen und zu Strandpartys und Klettertouren geschleppt. Doch irgendwas stimmt nicht mit diesen viel zu schönen und viel zu draufgängerischen Leuten. Allem voran nicht mit dem düsteren Levyn, mit dem sie sich vom ersten Moment an wie magisch verbunden fühlt. Erst langsam beginnt Lya zu begreifen, dass ihre Welt nicht die einzige Realität ist…

Lieblingszitat

Aber ich – mein Inneres – ist noch da. Unangetastet. Egal, wie ich aussehe. Egal, wie sehr sich mein Körper danach sehnt, so zu sein, weil meine Seele mich anschreit, dass ich genau so bin. Ich bin noch die, die ich immer war.

Eine Verbindung, die irgendwo zwischen Hass und Liebe entsteht. Aber Lya bleibt, wie sie immer war… Oder doch nicht? Findet es heraus.

Zur Story

Dieses Buch macht mich sprachlos. Wirklich und ohne jemandem schmeicheln zu wollen, ich habe dieses eBok verschlungen. Es war richtig richtig gut. Ich konnte gar nicht mehr aufhören zu lesen. Die Story war sehr fesselnd. Zu Beginn der Geschichte brauchte man etwas, um reinzukommen. Ist womöglich aber auch dem geschuldet, dass eigentlich trotz so “weniger” Seiten (wenig ist immer relativ) die Welt, der Aufbau davon und die Geschichten zu den Charakteren unheimlich komplex sind, wovon man zunächst noch nichts ahnt. Wenn man anfangs eher blind durch diese Geschichte fliegt und im Grunde genommen noch nicht so vieles nachvollziehen kann, lichtet sich mehr und mehr der Wald der Geheimnisse und es wird immer klarer, um was es überhaupt geht. Dass es um Drachen geht, verrät allein der Titel des Buches. Aber wieso weiß? Denn eigentlich gibt es gewisse Arten von Drachen, die den Elementen zugeordnet sind, Erde, Feuer, Wasser Luft. Eine sehr passende Idee. Und dann gibt es noch schwarz und später noch weiß. Die Geschichte dahinter ist so tiefgreifend und nach mehreren Anläufen auch nachvollziehbar, da man eigentlich bis zum letzten Satz immer noch nicht alles weiß und auch nicht greifen kann. Die Welt ist so komplex, dass man immer mehr davon wissen möchte. Man lechzt nach Aufklärung, was die Spannung wirklich kontinuierlich aufrechterhält. Man taucht in eine Welt voller Geheimnisse, Mythen und Fabelwesen ein, die mit der “echten” Welt in Verbindung gebracht werden. Eine tolle und schwierige Verknüpfung, die der Autorin aber doch sehr gut gelungen ist.
Die Kritikpunkte meinerseits sind im Vergleich dazu wirklich eher Nörgeln auf hohem Niveau und tut der Leseliebe und Spannung überhaupt keinen Abbruch. Es hat mir an manchen Stellen vielleicht ein bisschen an Tiefgang gefehlt, dass man noch mehr von der Geschichte der Drachen erfährt. Denn z.T. waren es echt viele Informationen, die jedoch nicht näher erläutert wurden. Vielleicht kommt dies aber auch noch in den nachfolgenden Büchern. Die emotionale Sichtweise der einzelnen Charakteren, insbesondere von Lya, war manchmal zu überkandidelt.

Schreibstil

Dana Müller-Braun schreibt sehr locker und flüssig, weswegen man eben so gut durch dieses Buch “fliegen” konnte. Vielleicht war es an manchen Stellen ein wenig zu viel, dass Elya sehr häufig emotional ausgerastet ist und ihrem Ärger mit vielen und verletztenden Worten Luft gemacht hat. Manchmal kam es mir vor, als sei sie 12, weil sie bei jedem Pikser in die Luft gegangen ist. Aber auch das gibt dem Lesevergnügen keinen Dämpfer.

Charaktere

Zu Beginn hat man zunächst nur ein oberflächliches Bild aller Charaktere. Im Laufe der Zeit lernt man sie jedoch immer besser kennen. Elya, die Hauptperson, auch oft Lya genannt, ist zunächst wirklich sehr verschlossen, eher schüchtern und nicht wirklich sympathisch, dennoch mag man sie, weil man solche Phasen in seinem Leben als Teenie auch mal hatte. Sie wird sehr schnell sauer und sehr reizbar. Ruft auch sehr schnell “ich hasse dich”, obwohl man weiß, dass sie es gar nicht so meint. Vielleicht zu Anfang auch ein wenig muffelig. Als sie jedoch mit ihrer Mutter, der Vater hat die Familie sehr früh verlassen, in eine neue Stadt oder eher Dorf namens June Lake zieht und die Menschen zunächst widerwillig kennenlernt, blüht sie auf und man erfährt mehr von ihr. Einer dieser neu kennengelernten Menschen ist Levyn. Anfangs eher mürrisch, unsympathisch und Macho durch und durch, lernt man auch ihn später besser kennen. Ab einem gewissen Punkt konnte ich ihn in mein Herz schließen, es hat jedoch ein wenig gedauert. Sehr amüsant fand ich auch die Namen der anderen Freunde in June Lake. Kyra, Arya, Tym, Myr… Man merkt auch die ganze Zeit, dass etwas nicht stimmt, das irgendwie Alle dort sonderlich und nicht von dieser Welt sind. Auch die Umstände, unter denen sie leben, ruft die Skeptik hervor. Aber nach und nach lüften sich auch die einzelnen Geheimnisse der verschiedenen Charaktere, wobei ich gestehen muss, dass ich manche nach Auflösung, wer sie sind, falsch eingeschätzt habe.
Die Mutter ist mir von Anfang an sympathisch. Aber hier dauerte es relativ lange, bis man erfuhr, wer sie ist und was sie alles weiß. Zum Ende des Buches machte es mich ein wenig traurig, dass sie als Charaktere ein wenig vergessen wurde, da sie nicht mehr darin vorkam, obwohl ihr Schreckliches widerfährt. Da hatte ich das Gefühl, dass es Elya “egal” war, was mit ihr passiert. Ich glaube aber, dass es gar nicht so rüberkommen sollte. Gefühlt hatte sie nur Augen für Levyn, wobei das Nebenher vielleicht manchmal zu kurz kam.

Fazit

Noch ein kurzer Abstecher: Ich muss noch eine Sache erwähnen, das Cover ist mega. Leider gibt es dieses Buch bisher nur als eBook. Da mein Tolino das Cover auch nur in Schwarzweiß angibt, anbei noch ein buntes Bild.

Wie ich bereits zuvor geschrieben habe, konnte ich dieses Buch NICHT aus der Hand legen. Das oben Beschriebene hat sicherlich dazu beigetragen, jedoch fesseln dich manchmal Bücher, dass du es gar nicht erklären kannst. War es diese Spannung zwischen Elya und Levyn, diese Verzweiflung, die z.T. zwischen ihnen lag, waren es die vielen Geheimnisse, die man unbedingt auflösen wollte? Ich weiß es nicht. Das Ende…oh Gott, total offen. Ich hätte am liebsten Band 2 weitergesuchtet…aber da muss ich mich noch gedulden, zum Glück aber nicht lange. Dieses Buch strotzt nur so vor Energie, mystischen Gestalten gekoppelt mit der Lebensweise von Menschen und einem heillosen Durcheinander, in das man gezogen wird und nach und nach langsam auflöst. Sehr zu empfehlen.

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